SXEU31 DWAV 181800 S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Donnerstag, den 18.12.2025 um 18 UTC SCHLAGZEILE: Kommende Nacht und am Freitag mit Passage eines schwachen Frontensystems vom Nordwesten bis zur Mitte etwas Regen. Dabei in einigen Gipfellagen stürmische Böen, auf dem Brocken (schwere) Sturmböen. Bereits am Freitagvormittag wieder abnehmender Wind. Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC ---------------------------------------------------------------- Aktuell ... befindet sich Deutschland auf der Vorderseite eines umfangreichen Langwellentroges über dem nahen Ostatlantik und Nordwesteuropa unter einer südwestlichen Höhenströmung, die über weiten Teilen des Landes antizyklonal konturiert ist und auch bleibt. Das Drehzentrum des Troges befindet sich als hochreichendes und zentralsteuerndes Sturmtief ("LEON") über dem Seegebiet unmittelbar südlich von Island. Dessen langgestrecktes, inzwischen teilokkludiertes Frontensystem "schlängelt" sich über das Nordmeer zunächst ostwärts, um dann vor der norwegischen Küste Richtung Südsüdwest abzubiegen. Von dort aus reicht es - höhenströmungsparallel eingebettet, entsprechend mit nur geringer Schubkomponente ausgestattet und somit mehrfach verwellend - über die Norwegische See, Nordsee und dem Südosten Englands bzw. dem Westausgang des Ärmelkanals bis weit auf den Atlantik hinaus, grob ins Seegebiet zwischen Azoren und Kanaren. Entlang der Front konnte sich inzwischen durch Interaktion mit einem von Irland im Laufe der Nacht über Schottland zur Norwegischen See ziehenden Kurzwellentrog über England eine kräftige Frontalwelle etablieren, die sich zu einem eigenständigen kleinräumigen Tiefdruckgebiet ("MALTE") entwickelt und Freitagfrüh irgendwo nordöstlich der Färöer-Inseln aufschlägt. Die Warmfront der Welle hat inzwischen auf die Nordsee übergegriffen und kommt im Laufe der Nacht nach Südskandinavien voran, während die Kaltfront morgens den Westen Frankreichs und die belgische bzw. niederländische Nordseeküste erfasst. Somit verbleiben weite Teile des Vorhersagegebietes im Einflussbereich der von Ost- bzw. Südosteuropa bis nach Süddeutschland und Südostfrankreich reichenden Hochdruckzone, die durch den umfangreichen Höhenrücken über Osteuropa gestützt wird, der sich durch die persistente WLA vorderseitig des Langwellentroges immer wieder regenerieren kann. Dieser blockiert nach wie vor jeglichen Übergriff atlantischer Tröge bzw. Frontensysteme auf Mitteleuropa, entsprechend greift auch der aktuelle Langwellentrog nur langsam auf die Britischen Inseln über. Da gleichzeitig bereits ein neuer Kaltluft- und Trogvorstoß ins Seegebiet südlich von Grönland eingeleitet wurde, wird unser Trog quasi "in die Zange" genommen und gezwungen, nach Südwesten auszuweichen. Soll heißen: Er amplifiziert bis ins Seegebiet westlich bzw. südwestlich der Iberischen Halbinsel und füllt sich gleichzeitig mit sich verstärkender WLA vorderseitig des neuen Troges allmählich weiter auf. Somit schwächen sich die dynamischen Hebungsprozesse auf dessen Vorderseite weiter ab und die Kaltfront verliert an Wetterwirksamkeit. Immerhin reicht es im Laufe der Nacht präfrontal noch für etwas Regen in etwa vom Niederrhein über das Emsland bis nach Schleswig-Holstein. Von Warnrelevanz ist allerdings zunehmend der Wind. Der Gradient verschärft sich mit Passage der Frontalwelle vorübergehend und somit gibt es im Laufe der Nacht im Nordseeumfeld verbreitet steife, exponiert (Helgoland, Sylt) auch stürmische Böen aus Süd, später eher Südsüdwest. Ansonsten spielt der Wind angesichts der stabilen Schichtung nur in den Höhenlagen eine Rolle. In den Kamm- und Gipfellagen der westlichen und zentralen Mittelgebirge gibt es ebenfalls steife bis stürmische Böen, an den östlichen Mittelgebirgen lebt der Böhmische Wind wieder auf mit ähnlichen Böen aus Südsüdost, auf dem Brocken reicht es für Sturmböen, vereinzelt für schwere Sturmböen aus Südwest. Ansonsten verläuft die Nacht wettertechnisch ruhig. Über den Westen und Norden bis in die mittleren Landesteile ziehen hohe und mittelhohe Wolkenfelder, im Osten und Süden ist es teilweise sternenklar, in den Niederungen aber auch teilweise trüb durch Nebel und Hochnebel, die sich im Laufe der Nacht wieder ausbreiten. Vor allem im Südosten gibt es erneut verbreitet, im zentralen Mittelgebirgsraum und in der Osthälfte stellenweise Frost, während es sonst frostfrei bleibt und im äußersten Westen auch mit Minima um 10 Grad recht mild. Freitag ... wird der blockierende Höhenrücken weiterhin kaum nach Osten abgedrängt und der erneute Trogvorstoß vom mittleren Nord- Richtung Ostatlantik setzt sich weiter fort. Vorderseitig des neuen Höhentroges wölbt sich ein veritabler Höhenkeil knapp westlich der Britischen Inseln auf und kommt mehr oder weniger rasch nach Osten voran. Entsprechend nimmt unser bisher wetterbestimmender Langwellentrog mit seinem Nordteil etwas an Fahrt auf und schwenkt bis zum Abend zur Norwegischen See und zur Nordsee, wobei er sich weiter langsam auffüllt. Der Südteil bleibt dagegen über der Biskaya und dem Westen der Iberischen Halbinsel quasi "hängen". Somit bleibt die südwestliche Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet im Nordwesten glatt, nach Südosten zu antizyklonal konturiert. Unser ehemaliges Sturmtief "LEON" füllt sich weiter auf und kommt nach Osten voran. Es vereinigt sich quasi mit dem ehemaligen Wellentief "MALTE" und zieht bis zum Abend ins Seegebiet südwestlich der Lofoten. Die Kaltfront dringt noch nach Nordwestdeutschland vor, gerät dann aber erneut ins Schleifen, da sich vorderseitig des zurückhängenden Troges über Nordspanien bzw. Südfrankreich erneut eine Wellenentwicklung andeutet. Generell steigt der Druck über dem Vorhersagegebiet erneut und die Hochdruckbrücke über Süddeutschland kann sich wieder etwas verstärken. Entsprechend verliert die Front weiter an Wetterwirksamkeit und bringt nur noch leichten Regen, der vom Nordwesten und Westen langsam in die mittleren und nordöstlichen Landesteile vordringt, während es postfrontal im Nordwesten wieder aufhört zu regnen und die Wolken nachmittags auflockern. Im Stau einiger westlicher Mittelgebirge (Bergisches Land) können dabei mehr als 5 l/m² fallen, sonst kommen keine nennenswerten Mengen zusammen. Der Gradient fächert wieder auf, so dass der Wind langsam nachlässt. Etwa ab den Mittags- oder Nachmittagsstunden dürfte er kaum mehr warnrelevant sein. Während es im Frontbereich stark bewölkt bis bedeckt bleibt, spielen präfrontal im Süden und Südosten nach wie vor grenzschichtdynamische Prozesse die Hauptrolle, was die Sonnenausbeute angeht. Insgesamt wird die feuchte Grenzschicht etwas angehoben, so dass die Sonnenfenster gegenüber dem Vortag kleiner werden. Ganztägig trüb durch Nebel und Hochnebel bleibt es ziemlich sicher rund um die Donau bis ins nördliche Alpenvorland sowie weiter nach Norden bis in einige Tal- und Beckenlagen in den zentralen Mittelgebirgsregionen. Die Sonne scheint dagegen durchgehend in mittleren und höheren Lagen der Mittelgebirge. Nach wie vor gelangen niedertroposphärisch sehr milde Luftmassen ins Vorhersagegebiet, die 850 hPa-Temperatur liegt zwischen 6 Grad präfrontal im Südosten und 1 Grad im Nordwesten. Vor allem an den Nordhängen der Mittelgebirge wird es mit 11 bis 15 Grad wieder sehr mild, auch sonst werden Werte zwischen 5 und 10 Grad erreicht. Lediglich in den Regionen mit beständigem Nebel im Südosten bleibt es mit Maxima nur wenig über 0 Grad recht kalt. In der Nacht zum Samstag kommt der sich weiter abschwächende Höhentrog über der Norwegischen See und der Nordsee bis nach Schweden voran, während sich der Höhentrog über dem Ostatlantik allmählich den Britischen Inseln und Island annähert. Dazwischen kommt der Höhenkeil über die Britischen Inseln bis zur Nordsee voran und wölbt sich bis ins Seegebiet knapp östlich von Island auf. Das südliche Trogresiduum über Südwesteuropa zeigt dagegen kaum Verlagerungstendenzen und füllt sich vorderseitig des über dem Ostatlantik rasch amplifizierenden Troges mehr und mehr auf. Ähnlich ergeht es der angedeuteten flachen Frontalwelle über Südfrankreich, die nur wenig nach Norden vorankommt. Entsprechend nimmt die Front über dem Vorhersagegebiet mehr und mehr eine zonale Ausrichtung ein und beschert den mittleren bzw. östlichen Landesteilen insbesondere in der ersten Nachthälfte noch etwas Regen. Nördlich und südlich davon bleibt es im Einflussbereich der sich noch ein wenig verstärkenden Hochdruckzone trocken. Während sich im Süden wieder Nebel- und Hochnebelfelder ausbreiten, lockern die Wolken in der Nordhälfte allmählich auf, bei größeren Wolkenlücken können sich aber auch dort Nebelfelder ausbreiten. Wahrscheinlich reicht es dort innerhalb der feuchten und relativ milden Luftmasse wohl nicht für Frost, während es im Südosten erneut verbreitet leichten Frost gibt, Am mildesten bleibt es mit Minima zwischen 8 und 4 Grad im Bereich des Frontenzuges von NRW/Rheinland-Pfalz bis nach Brandenburg. ---------------------------------------------------------------- Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC Samstag ... bleibt es bei dem langweiligen hochdruckdominanten Wetter, so dass den Ausführungen in der Frühübersicht nichts Substanzielles hinzuzufügen ist. Modellvergleich und -einschätzung ---------------------------------------------------------------- Anhand der Modelle lassen sich im Kurzfristzeitraum keine prognose- und warnrelevanten Unterschiede ausmachen. Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Jens Winninghoff