SXEU31 DWAV 011800 S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Montag, den 01.12.2025 um 18 UTC SCHLAGZEILE: Trotz Trogvorderseite nur wenig Wetter. In weiten Landesteilen eher das klassisch-gradientarme, wenig schlagzeilenträchtige Grundschichtgedöns. Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC ---------------------------------------------------------------- Aktuell ... versprüht die Wetterlage bei uns nicht gerade den winterlichen Glanz, den man ob des heutigen meteorologischen Winteranfangs vielleicht erwarten, erhoffen oder sonst was könnte. Nun liebe Leute, beim Wetter kann man alles oder nichts erwarten, nur sollte man sich dabei nicht unbedingt an den gegebenen Jahreszeiten orientieren. Et kütt wie et kütt heißt es im Rheinischen Grundgesetzt und nicht anders sieht´s beim Wetter aus. Was wir da in den nächsten Tagen zu erwarten haben, nun gut, sagen wir mal so: Es gab schon interessantere Lagen. Zur aktuellen Situation, die zwar schon seit geraumer Zeit von Luftdruckfall geprägt ist, aber trotzdem noch ganz im Zeichen des Zwischenhochs BRISCA steht. Zwar wandert die Gute mit ihrem regionalen Druckmaximum von etwas über 1020 hPa in den nächsten Stunden in Richtung Balkan. Der nachfolgende, das Bodenhoch stützende Höhenkeil ist aber noch potent genug, um faktisch vorhandene Attacken atlantischer Tiefdruckgebiete weitgehend auf Distanz zu halten. Einzig der Westen und Nordwesten wird von den Ausläufern des zentralsteuernden Sturmtiefs AXEL mit 970-hPa-Kernisobare rund 600 km südlich von Island tangiert. Das zugehörige, zunehmend okkludierende Frontensystem (die flache Welle an der KF mausert sich zu einem kleinen Teiltief (BJÖRN), das um Mitternacht etwa bei den Pentlands aufschlägt und im Weiteren Kap Svinöy im Westen Südnorwegens ansteuert), rückt langsam aber sicher dichter an den Vorhersageraum heran und sorgt von SH bis hinunter in die Eifelregion für zeitweiligen leichten Regen oder Nieselregen. Glättetechnisch ist das größtenteils kein Problem, einzig in einigen Kältelöchern der westlichen Mittelgebirge könnte es vereinzelt und kurzzeitig mal glatt werden - vorausgesetzt, die Gegenstrahlung der zuvor aufziehenden Bewölkung und/oder etwas Wind haben nicht vorher schon dem ohnehin nur zart in Erscheinung tretenden Frost den Stecker gezogen. Im größten Teil der Nation verläuft die Nacht ruhig und vergleichsweise unspektakulär, wobei Grenzschichtprozesse den Ton angeben. Heißt im Klartext, entweder gering bewölkt (Cirren) oder klar auf der einen oder hochnebelartig bedeckt bzw. neblig auf der anderen Seite. Vor allem im Süden wird sich die tiefe Bewölkung vom Tage kaum auflösen, sondern tendenziell eher noch ein Stück gen Norden ausweiten. Dort, wo es stark bewölkt bis bedeckt bleibt, bleibt auch der Tagesgang der Temperatur flach, was vielfach positive Nachttemperaturen zur Folge hat. Ansonsten muss aber mit 0°C oder leichtem Frost gerechnet werden, wobei es vereinzelt glatt werden kann durch gefrierende Nässe oder Reif. Wäre abschließend nur noch der Wind zu erwähnen, der insbesondere auf und an der Nordsee, bedingt auch an der westlichen Ostsee prominent unterwegs ist. In Zahlen bedeutet das Böen 7 Bft, an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste auch 8 Bft, exponiert bis 9 Bft aus ziemlich glatt Süd. Im Binnenland beschränken sich warnwürdige Böen im Wesentlichen auf exponierte Hochlagen, wobei der Brocken mit 8-9 Bft einmal mehr den Vogel abschießt. Und auch die Leelagen der westlichen Mittelgebirge - typisch bei ausreichend südlicher Anströmung und stabiler Schichtung - springen mit der ein oder anderen steifen Böe 7 Bft an. Dienstag ... macht das zentralsteuernde Tief AXEL etwas Boden nach Osten gut, wobei es sich zusehends auffüllt. Am Ende des Tages ist dicht vor den Hebriden nur noch eine 990-hPa-Kernisobare übrig. Teiltief BJÖRN intensiviert sich hingegen auf seinem Weg in die Norwegische See, was für uns aber nur von akademischem Interesse ist. Relevanter ist die zugehörige teilokkludierte Kaltfront, die südwest-nordost-exponiert etwas landeinwärts vorankommt. Dabei markiert sie die unmittelbare Vorderseite eines veritablen Potenzialtrogs über dem nahen Atlantik respektive Westeuropa. Aufgrund der Blockadewirkung einer kräftigen und hochreichenden Antizyklone über Russland ist der Trog gezwungen, seine Wellenlänge zu verkürzen und sich nach Süden auszuweiten, was den Verdacht einer in Kürze anstehenden Abtropfung nährt. Wie auch immer, der Westen und Nordwesten kann sich morgen auf ´ne Menge Gewölk einstellen, aus der es zwischen Nordsee/SH und RP hin und wieder etwas regnet. Am meisten Regen fällt im Südstau der westlichen Mittelgebirge, wo bis zum Abend 5 bis 8, lokal bis zu 10 l/m² zusammenkommen können. Im großen Rest des Vorhersageraums bleibt es trocken, auch wenn vom Zwischenhoch im Bodendruckfeld bei uns nichts mehr übrig ist. Dafür ist Verlass auf den o.e. Hochkeil, der quasi als Vorhut des blockierenden Russlandhochs Kärrnerarbeit gegen die atlantischen Übergriffsversuche leistet und uns ganz nebenbei noch einige Portionen frühdezemberlichen Sonnenscheins zukommen lässt. Vor allem die Regionen nord-nordöstlich von Erzgebirge, Thüringer Wald und Harz, die alpennahen Gebiete und die Landstriche um den Schwarzwald und die Schwäbische Alb herum dürfen sich auf mehrere Stunden, z.T. sogar ganztägigen Sonnenschein freuen. Ansonsten kann es aber bei schwachem Gradienten und entsprechend wenig Wind gebietsweise ganztägig bedeckt oder neblig trüb bleiben. Apropos Wind, der baut im Zuge markanter Gradientaufweichung kontinuierlich ab, so dass ab dem Nachmittag wohl keine Warnungen mehr vonnöten sein werden. Die Temperaturen: in der Westhälfte meist zwischen 5 und 10°C, sonst wenig über dem Gefrierpunkt bei Dauergrau und bis zu 6 oder 7°C bei Dauerblau. In der Nacht zum Mittwoch macht die Amplifizierung des Potenzialtrogs weitere Fortschritte, wodurch die schwache, im Westen mäßige Höhenströmung auf fast glatt Süd rückdreht. Mit der Konsequenz, dass sich die Bodenfront tendenziell geringfügig nach Westen zurückzieht. Zwischen Eifel und Deutscher Bucht/SH fällt weiterhin gebietsweise etwas Regen oder Nieselregen. Im großen Rest des Landes dominieren weiterhin Grundschichtprozesse, auch wenn über Tschechien ein kleines Höhentief auftaucht, das aber keinen spürbaren Impact entfacht. Heißt also einmal mehr teils gering bewölkt oder klar, teils bedeckt durch Hochnebel oder neblig. Dort, wo es tagsüber schon dicht war (also jetzt nicht im Sinne von Alkoholkonsum) und sich nachts nichts ändert, bleibt die Temperaturkurve flach. MOS scheint hinsichtlich der Frostprognose zu aggressiv, zumindest gebietsweise sind positive Tiefstwerte wahrscheinlich und synoptisch absolut nachvollziehbar. Dort allerdings, wo es in der SO-Hälfte aufgeht bzw. offenbleibt, muss mit leichtem Frost zwischen 0 und -5°C gerechnet werden. ---------------------------------------------------------------- Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC Mittwoch ... Die Felder des 12-UTC-Laufs von ICON decken sich weitgehend mit den Prognosen der jüngsten Vorläufer. Der heutigen Frühübersicht kann an dieser Stelle also nichts Substanzielles hinzugefügt werden. Modellvergleich und -einschätzung ---------------------------------------------------------------- Wie eigentlich immer bei vergleichbaren Lagen konzentrieren sich die Modellunschärfen im Wesentlichen auf die Grenzschichtphysik und deren Auswirkungen. Gerade die MOS-Verfahren weisen in den Gebieten mit Dauergrau einen leicht negativen Bias bei der Prognose der nächtlichen Tiefsttemperatur auf. Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Jens Hoffmann