SXEU31 DWAV 050800 S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Freitag, den 05.12.2025 um 08 UTC GWL und markante Wettererscheinungen: GWL: Übergang von Sz (Süd zyklonal) zu SWz (Südwest zyklonal) mit Ww (Winkelwest)-Einschlag. Am Ende siegt der Atlantik - ELIAS und Konsorten schmeißen Wärmepumpe an => statt Winter erstmal Frühling, vor allem zu Wochenbeginn. In diesem Sinne "Schönes Adventswochenende"! Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC -------------------------------------------------------------- Freitag... Es gehört beileibe nicht zu den einfachsten Aufgaben im Berufsleben eines Meteorologen, am frühen Morgen direkt nach der bürointernen Weihnachtsfeier eine Synoptische Frühübersicht zu schreiben. Kurze Nacht, wenig Schlaf, auch die Gedanken noch nicht ganz geordnet. Aber, immerhin kein Kater und keine Kopfschmerzen, noch nicht mal Sodbrennen oder Magengrummeln. Dazu ein aufgeräumtes Büro, keine erkennbaren Schnapsleichen (gab ja auch keinen Schnaps, aber eben auch nicht nur Fanta und Cola), dazu Licht und Heizung, was will man mehr. Also nicht jammern, sondern ran ans Werk, womit wir bei einer Wetterlage wären, die mit Verlaub weder richtig Fisch, noch richtig Fleisch ist. Hier und da eine kleine Prise Winter (Nachttemperaturen um den Gefrierpunkt, vor allem im Süden regional ein bisschen Schnee), aber nicht so wirklich. Dazu das Bemühen atlantischer Tiefdruckgebiete und Tröge, einen Fuß in die kontinentale Tür West- und Mitteleuropas zu bekommen, was bisher! eher schlecht als recht funktioniert hat. Wie auch, wenn über Russland ein fettes Blockadehoch thront, das zwar nicht getauft ist, aber auch als namenloses Exemplar alle atlantischen Angriffe wegblockt wie der beste Dreierblock im Volleyball. Und so ist Mitteleuropa zum Fronten- und Trögefriedhof verkommen nach dem Muster einer Winkelwestlage (Ww), auch wenn der offizielle Terminus der aktuellen GWL Sz (Süd zyklonal) lautet. Süd zyklonal deswegen, weil sich vorderseitig eines arg verschrobenen, von der Nordsee und UK/Irland bis zum zentralen Mittelmeer reichenden Potenzialtrogs eine südliche Höhenströmung eingestellt hat. Auch am Boden kommt der alles andere als flotte Wind tendenziell aus südlichen Richtungen (Hoch östlich, Tief westlich von uns), sofern er überhaupt soweit in Gang kommt, dass eine Richtung bestimmbar ist. Schwer genug bei geringen Luftdruckgegensätzen, die im Tagesverlauf sogar noch etwas weiter abnehmen. Dabei gelangen wir in eine Art Sattelpunktbereich mit antizyklonalem Anstrich, der sich im Druckfeld in Form einer schwachen Brücke (CAROLA)zwischen dem nach Osten verschobenen Azorenhoch südwestlich Iberiens und dem o.e. Russlandhoch widerspiegelt. Die gute CAROLA dient quasi als südwest-nordost-exponierter Trennkorridor zwischen dem zentralsteuernden Sturmtief ELIAS nordwestlich der Grünen Insel (letzte Nacht mit 965 hPa Kernisobare analysiert) sowie einem international Byron benamten Tiefdrucksystem über dem zentralen und östlichen Mittelmeer. Der Flair oder die Kraft, die von CAROLA ausgeht, ist leider extrem limitiert, so dass wir uns heute landesweit auf einen grauen, überwiegend stark bewölkten bis bedeckten Freitag einstellen müssen. Zu feucht ist die eingeflossene subpolare Meeresluft (mPs), zu gering die Durchmischung und zu schwach das Absinken. Ein paar Lücken im Westen, vielleicht auch im Lee von Harz und Thüringer Wald (obwohl der Wind wirklich schwach auf der Brust ist) sowie in Alpennähe, zu mehr dürfte es nicht reichen. Immerhin, die heute Morgen noch auftretenden Niederschläge - entweder Regen/Nieselregen, im Süden sowie der Mitte z.T. aber auch Schnee/Schneegriesel - versiegen im Laufe des Tages oder aber ziehen im Falle Ostdeutschlands auf die Ostsee raus. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Im Westen steht die sich weit im anaeroben Bereich befindliche Okklusion eines kleinen Randtiefs von Monsignore ELIAS unmittelbar vor der Auflösung und in den übrigen Regionen kommt die antreibende WLA mehr und mehr zum Erliegen. Was bleibt sind Tagestemperaturen, die im Westen in Richtung 7, 8 oder im Einzelfall vielleicht sogar 9°C konvergieren, während sich der größte Teil des Landes mit nicht richtig kalten, aber auch nicht richtig warmen 2 bis 6°C begnügen muss. In der Nacht zum Samstag beginnt ein neuer Versuch des Atlantiks, kontinentale Aktien zu erwerben. Der bisherige Trog tropft Richtung Mittelmeer aus, während das Residuum den Vorhersageraum ostwärts kreuzt. Dahinter kommt es nur ganz kurz zu einer WLA-bedingten Aufwölbung der Isohypsen, bevor wir auf die Vorderseite des nächsten Troges gelangen. Dieser steht in unmittelbarer Korrespondenz mit dem Kollegen ELIAS, der unter Substanzverlust in Richtung 980 hPa Kerndruck die Hebriden respektive das Seegebiet nördlich Irlands ansteuert. Mit der Verlagerung des Tiefs nähert sich auch das zugehörige okkludierende Frontensystem, das zunächst mehrschichtige Bewölkung in den Westen treibt. Mit Ankunft eine PVA-Maximums muss dann ab den ganz frühen Morgenstunden zwischen Emsland und Baden mit leichten Niederschlägen gerechnet werden. Meist ist es Regen oder Nieselregen, der da fällt, wobei in BaWü eine geringe Wahrscheinlichkeit für die gefrierende Phase mit Glatteis nicht ganz zu negieren ist. Voraussetzung ist eine ausreichende vorherige Abkühlung, die durch Gegenstrahlung nicht wieder aufgehoben wird - sehr fraglich. In den Hochlagen der westlichen Mittelgebirge sind anfangs vielleicht ein paar Flocken am Start, die aber kaum Wirkung zeigen, da die Schneefallgrenze relativ rasch ansteigt (T850 von knapp unter auf knapp über 0°C + Durchmischung). Der süd-südöstliche Wind frischt auf und an der Nordsee (vor allem auf den Inseln) ebenso auf wie in den Hochlagen sowie im Lee der westlichen und zentralen Mittelgebirge mit Böen 7 Bft, exponiert 8 Bft. Im großen Rest der Nation tut sich trotz des durchschwenkenden Trogresiduums wenig bis nichts, weil die Grundschicht nicht vernünftig aufgebohrt bzw. durchgequirlt wird. Heißt im Klartext, tiefe, hochnebelartige Bewölkung auf der einen, mehr oder weniger große Auflockerungen (+ nachfolgendem Strahlungsnebel) auf der anderen Seite, aber kein Niederschlag. Die Temperatur geht auf Werte um oder etwas unter den Gefrierpunkt zurück, wobei MOS in puncto Frost einmal mehr einen leicht negativen Bias im Angebot zu haben scheint. Fakt ist, dass es in den Gebieten, in denen sich die tiefe Bewölkung nicht auflöst bzw. auflockert, schwer wird, das Minuszeichen vor die Temperatur zu bugsieren. Nicht ganz einfach für die Warnerei (warum muss man auch Frost im Winter warnen?), weil man ja nicht genau weiß, wo es aufreißt. Dort, wo es frostig wird, kann es auch mal glatt werden, sei es durch Reif oder aber gefrierende Nässe. Samstag... steht ganz im Zeichen eines neuerlichen Tiefausläufers, der vom Russlandhoch die Grenzen aufgezeigt bekommt und bei uns einmal mehr stark ins Stottern gerät. Die Rede ist vom o.e. Frontensystem, das nunmehr nur noch als Okklusion geführt wird, die sich immerhin noch bis in die Mitte und später in den Osten Deutschlands vorankämpft, bevor sie irgendwann in die ewigen Jagdgründe frontaler Strukturen abgleitet. Angeschoben wird die Front vom nachfolgenden Höhentrog, der ausnahmsweise mal nicht abtropft, sondern sich bis zum Abend genau über den Vorhersageraum legt. Am Abend erstreckt sich seine Hauptachse etwa von der Deutschen Bucht über die zentralen Alpen bis nach Norditalien. Fürs Wetter bedeutet das eine allmähliche Verlagerung der überwiegend leichten Niederschläge gen Osten, wobei sich die potenziell Glättethematik recht schnell erledigt haben sollte. In den höchsten Lagen der Mittelgebirge kann es zwar zu Niederschlagsbeginn kurzzeitig etwas schneien, der große Winter lässt sich damit aber freilich nicht ausrufen. Außer vielleicht ganz im Osten steigt die Schneefallgrenze im Tagesverlauf über die Kammlagen hinaus an. Es braucht nicht viel an meteorologischer Fantasie um sich auszumalen, dass die Sonne angesichts der geschilderten Rahmenbedingungen erneut über eine Statistenrolle nicht hinauskommt. Anfangs einige Lücken oder gar Sonnenfenster im präfrontalen Osten respektive der östlichen Mitte sowie am Alpenrand und dem südlichen Vorland, ansonsten muss man sich das Wetter halt schöntrinken auf einem der zahlreichen Weihnachts- und Adventsmärkte. Ob dabei der traditionelle Glühwein das Mittel der Wahl sein wird, ist zumindest im Westen und Südwesten angesichts apostrophierter Tageshöchstwerte zwischen 8 und 12°C fraglich. Nach Osten und Südosten hin tut sich die Erwärmung schwerer, dort reicht es gebietsweise nicht mal für 5°C. Der anfänglich im Nordseebereich sowie in und an einigen Mittelgebirgen noch frische südliche Wind lässt im Tagesverlauf wieder nach, einzig in einigen exponierten Hochlagen wie z.B. dem Brocken oder dem schwarzwälder Feldberg bleibt er ziemlich prominent unterwegs mit Böen 9 Bft, Feldberg vielleicht sogar 10 Bft (MOS). In der Nacht zum Sonntag schwenkt der Trog mit leicht negativer Achse langsam ostwärts über Deutschland hinweg. Am Morgen liegt die Hauptachse im Grenzbereich zu Polen bzw. über Tschechien und Österreich (300 hPa). Der rückseitige Potenzialanstieg manifestiert sich in Form eines Höhenrückens, der von Westen her unter Vergrößerung seiner Amplitude nachschiebt. Als Heilsbringer in Sachen antizyklonal taugt der Rücken aber nicht, weil die WLA des nächsten atlantischen Tiefs - es müsste sich um FRANK handeln - derart kräftig ausfällt, dass sie den Rücken nicht nur forciert, sondern sogar ganz nonchalant überläuft und dabei gleich mal das nächste Frontensystem mit einer satt ausgeprägten Warmfront ankündigt. Bevor diese Warmfront aber so richtig bei uns aufschlägt, dauert es noch ein bisschen. Gleichwohl gestaltet sich die Nacht vergleichsweise unbeständig mit weiteren Niederschlägen in überwiegend flüssiger Form. Lediglich im östlichen und südöstlichen Mittelgebirgsraum sowie in einigen Alpentälern muss man etwas genauer hinschauen, ob irgendwo vielleicht noch etwas Kaltluft bzw. Frost vorhanden ist, was ein paar "rote Schlangen" auf den Plan rufen könnte. Die Betonung liegt aber eindeutig auf "könnte", geht doch der Temperaturtrend eher nach oben. Und ob es am Abend tatsächlich nochmal auf unter 0°C abkühlt, bleibt abzuwarten. Im größten Teil des Vorhersageraums ist Frost jedenfalls kein Thema mehr, z.T. steigt die Temperatur im Nachtverlauf sogar etwas an oder hält das Niveau des Vorabends. Das ist sicherlich zu einem Großteil dem Wind zu verdanken, der zwar im wahrsten Sinne des Wortes keine Bäume ausreißt (stürmisch weiterhin nur einige wenige exponierte Hochlagen), zumindest aber ein bisschen Fahrt aufnimmt und - wichtig - zunehmend auf Südwest dreht. Sonntag... schreiben wir den 2. Advent, aber so richtige Adventsstimmung dürfte bei den meisten nicht aufkommen. Nolens volens müssen wir uns wohl damit abfinden, dass solche Tage entweder im tristen Einheitsgrau grenzschichtgeprägten Ursprungs stattfinden oder eben atlantische Warmduschersysteme bei uns auflaufen, die alles bringen, nur keinen Winter. An diesem Sonntag ist es die besagte Warmfront, die Kurs auf Deutschland nimmt und sich dabei einen Teufel um den vorgelagerten Höhenrücken schert. Heißt im Klartext, kaum ist das nächtliche Regen- oder Sprühregengeklimper abgeflaut, setzen zumindest im Südwesten schon die nächsten Regenfälle ein. Okay, zuvor gibt es für die meisten auch mal längere trockene Phasen und vielleicht sogar ein paar Sonnenstrahlen oder einige Aufhellungen. Die große Offenbarung bleibt aber aus und thermisch geht es auch nur weiter in eine Richtung, nämlich nach oben. Am ehesten hält sich so etwas wie Restkaltluft noch in Ostbayern, was angesichts von erwarteten 3 bis 6°C aber auch eher euphemistisch formuliert ist. Ansonsten geht's hoch auf 7 bis 13°C mit den höchsten Werten zwischen Bonn und Heinsberg sowie der Iffezheimer Galopprennbahn zu Baden Baden und Basel. Der Süd-Südwestwind bleibt ob der stabilen Schichtung weiterhin nur sehr dezent unterwegs, einzig in einigen exponierten Hochlagen muckt er stürmisch auf. Das ändert sich erst, wenn auch nicht monumental, wenn wir in der Nacht zum Montag in den Warmsektor des neuen Tiefs gelangen. Vor allem an der Nordsee sowie im Bergland, mit Abstrichen auch im Nordwesten frischt der südliche bis südwestliche Wind spürbar auf mit Böen 7, exponiert 8 Bft. Mit der Warmfront zieht ein gut ausgeprägtes stratiformes Regengebiet einmal über Deutschland hinweg, wobei in der Westhälfte durchaus 5 bis 10 l/m² zusammenkommen können. In Staulagen der westlichen und südwestlichen Mittelgebirge kann es auch etwas mehr sein und im Schwarzwald muss man sich nach Lesart von ICON sowie unter Einbeziehung vorheriger Regenfälle sogar Gedanken über möglichen markanten Dauerregen inkl. Tauwetter machen (tauen tut es auf jeden Fall, fraglich ist nur die Menge des Niederschlagsdargebots bestehend aus Schmelzwasser und Regen). Externe Modelle jedenfalls sind deutlich defensiver, so dass hier noch ein dickes Fragezeichen zu setzen ist, ob am Ende eine Warnung vonnöten ist. Fakt ist, dass mit der WF ein weiterer Schwall milder bis sehr milder Atlantikluft herangeführt wird, die für einen seltenen, im Winter aber immer mal wieder vorkommenden nächtlichen Temperaturanstieg sorgt. Modellvergleich und -einschätzung -------------------------------------------------------------- Die beschrieben Entwicklung per se ist modellübergreifend unstrittig. Unschärfen bzw. Unterschiede beispielsweise im Hinblick auf Regenmengen (vor allem im Schwarzwald) oder aber mögliche Glätteerscheinungen wurden im Text angerissen. Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Jens Hoffmann