SXEU31 DWAV 271800 S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Donnerstag, den 27.11.2025 um 18 UTC SCHLAGZEILE: Mit Passage einer "maskierten" Kaltfront von Nordwesten her milder. Im Vorfeld kommende Nacht im zentralen Mittelgebirgsraum Glatteis nicht ganz ausgeschlossen, in der Nacht zum Samstag in Teilen Ost- und Südbayerns markante Glatteislage wahrscheinlich, Unwetter nicht ausgeschlossen. In einigen Hochlagen stürmische Böen, auf dem Brocken Sturmböen. Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC ---------------------------------------------------------------- Aktuell ... befindet sich Deutschland im Einflussbereich eines weitgehend zonal ausgerichteten und zunehmend flachen Höhenkeiles, der von der Biskaya über West- und Nordfrankreich bis nach Polen reicht. Flankiert wird er von einem quasistationären umfangreichen Höhentief über dem westlichen Mittelmeerraum (Drehzentrum in 500 hPa nördlich von Sizilien) und einem vom nahen Ostatlantik Richtung Britische Inseln vorstoßenden Höhentrog. Somit wird der Keil im Laufe der Nacht von beiden Systemen zunehmend "in die Zange" genommen bzw. kann nicht nach Süden ausweichen und verliert entsprechend an Substanz. Dessen Achse verläuft aber auch Freitagfrüh noch immer über die mittleren Landesteile und stützt weiterhin eine von Südostfrankreich über den Alpenraum bzw. Süddeutschland bis ins südöstliche Mitteleuropa reichende Hochdruckzone ("ALRUN"), die nur langsam abgebaut wird. Auf den Nordwesten Deutschlands hat dagegen inzwischen die Warmfront des mit dem Höhentrog über Westeuropa korrespondierenden Sturmtiefs "YONATAN" übergegriffen, das inzwischen mit einem Kerndruck von knapp unter 960 hPa über dem Seegebiet südlich von Island ziemlich genau achsensenkrecht unterhalb des Höhentiefkerns positioniert ist und somit seine Entwicklung weitgehend abgeschlossen hat. Es füllt sich aber aufgrund eines noch breit geöffneten Warmsektors (inklusive einer anfangs noch vorhandenen Frontalwelle an der Warmfront über Südnorwegen) zunächst kaum auf. Im Laufe der Nacht kommt das Sturmtief langsam ostsüdostwärts voran und schlägt morgens unmittelbar südwestlich der Färöer-Inseln auf. Die Warmfront zieht im Laufe der Nacht mit leichten Regenfällen rasch über Norddeutschland hinweg ostwärts. Der südliche Part der Warmfront aktuell über Westdeutschland wird aber in den kommenden Stunden um den Höhenrücken herum eher ostsüdostwärts geführt und erfasst noch den zentralen Mittelgebirgsraum bzw. Teile von Baden-Württemberg und Franken, ehe er sich durch das noch vorhandene schwache dynamische Absinken unmittelbar an der Südflanke des Höhenkeiles endgültig auflöst. Vor allem bis nach Hessen können hier und da noch wenige l/m² in den Abendstunden fallen, weiter südöstlich kommt dann aber kaum mehr was an. Präfrontal kann es allerdings bei teils aufgelockerter, Richtung Alpen und Oberschwaben auch geringer Bewölkung (ansonsten hält sich vom nördlichen Alpenvorland bis nach Ostbayern vielerorts auch Hochnebel) in weiten Teilen Süddeutschlands bis zur Rhön, zum Thüringer Wald und zu den östlichen Mittelgebirgen noch einmal in den Frostbereich auskühlen, im Alpenvorland gibt es auch mäßigen, in einigen Alpentälern strengen Frost. Dabei könnte gebietsweise noch etwas Regen aus der sich auflösenden Warmfront in die kalte Frostluft fallen und zu Glätte bzw. Glatteis führen. Wenngleich die Wahrscheinlichkeiten dafür nicht allzu hoch sind (am ehesten vielleicht noch im Thüringer Wald und im nördlichen Franken), wurden als sozusagen ein erster "Ping" einige Regionen mit einer "gelben" Glättewarnung versehen. Im Falle des Falles wird dann kurzfristig und kleinräumig vor (markantem) Glatteis gewarnt. Die Kaltfront des Sturmtiefs greift im Laufe der Nacht auf die Nordsee über und kommt zunächst rasch voran, wird dann aber über der östlichen und südlichen Nordsee bzw. dem Ärmelkanal mangels Schubkomponente eingebremst, wobei in den Modellen auch eine flache Welle angedeutet wird. Zunächst erweist sie sich als wenig wetteraktiv, nicht zuletzt auch deshalb, weil einfach ein thermischer Gradient fehlt; mit Annäherung des Troges und zunehmendem dynamischen Hebungsantrieb auf dessen Vorderseite wird sie aber ein wenig aktiviert und präfrontal greifen leichte Regenfälle ausgangs der Nacht auch auf den Westen und Nordwesten Deutschlands über. Von Warnrelevanz ist weiterhin der Wind, angesichts der stabilen Schichtung aber lediglich an den Küsten und in einigen Hochlagen. Im Nordseeumfeld kann es neben steifen anfangs auch noch einzelne stürmische Böen aus Südwest geben, an der Ostsee reicht es allenfalls an exponierten Abschnitten für einzelne steife Böen. Im laufe der Nacht fächert der Gradient bodennah ein wenig auf und der Wind flaut langsam ab. In den Hochlage3n bleibt es aber windig mit steifen, exponiert stürmischen Böen in den Kamm- und Gipfellagen einiger zentraler Mittelgebirge. Auf dem Brocken gibt es Sturmböen aus Südwest. Niedertroposphärisch macht sich die Milderung schon deutlich bemerkbar; in 850 hPa steigt die Temperatur bis Freitagfrüh auf Werte zwischen +6 Grad im Nordwesten und -1 Grad in Südostbayern. Im Gegensatz zum Süden und Südosten bleibt es im Westen und Norden unter den dichten Wolken allgemein frostfrei mit Minima zwischen 7 und 2 Grad. Freitag ... überquert an der Südflanke des hochreichenden und zentralsteuernden Sturmtiefs ("YONATAN"), das sich nun Richtung Norwegische See verlagert und langsam auffüllt, ein kurzwelliger Randtrog die Britischen Inseln und greift abends auf die westliche Nordsee über. Der Höhenkeil über dem Vorhersagegebiet wird somit weiter abgebaut und nach Süddeutschland abgedrängt. Ähnlich ergeht es der Hochdruckzone am Boden, die tagsüber aber dem zyklonalen Ansturm noch Widerstand leisten kann. Somit kommt die Kaltfront unter Wellenbildung weiterhin nur langsam südostwärts voran und erfasst zunächst nur den Westen bzw. Norden des Vorhersagegebietes. Präfrontal weiten sich die Regenfälle noch bis in die mittleren Landesteile aus, etwa von der Pfalz über Osthessen und den Berliner Raum bis zur Uckermark und südöstlich davon bleibt es noch trocken. Die Mengen im Frontbereich bleiben überschaubar, lediglich in einigen Staulagen (am ehesten noch im bergischen Land) kommen um oder etwas mehr als 10 l/m² zusammen, oft sind es aber noch nicht einmal 5 l/m². Postfrontal hört es wohl schon am Vormittag und Mittag im Nordwesten auf zu regnen. Die hinterrücks der Front einströmende Meeresluftmasse ist deutlich erwärmt und weist noch immer 850 hPa-Temperaturen von 1 bis 3 Grad auf, landeinwärts kommt die Kaltfront also immer mehr "maskiert" daher, da präfrontal mangels Gradienten ab der Mitte südostwärts die kalte Grundschichtluft vielerorts nicht ausgeräumt werden kann. Auch im Frontbereich bzw. postfrontal fächert der Gradient etwas auf, so dass der Wind lediglich an exponierten Nordseeküstenabschnitten bzw. über der offenen See warnrelevant ist (Bft 7 aus Südwest). In den Kamm- und Gipfellagen einiger zentraler Mittelgebirge kann es aber nach wie vor steife bis stürmische Böen, auf dem Brocken Sturmböen aus Südwest geben. Während an den Alpen und wohl bzw. zumindest auch im südlichen Alpenvorland im Einflussbereich der Hochdruckzone ein durchaus sonniger Wintertag ins Haus steht und auch in der Lausitz die Wolken noch stärker auflockern können, bleibt es sonst stark bewölkt bis bedeckt. In Teilen Bayerns hält sich in den Niederungen auch Hochnebel. Vor allem vom nördlichen Alpenvorland bis zur Oberpfalz bzw. nach Oberfranken gibt es dann gebietsweise auch leichten Dauerfrost. Auch sonst bleibt es im Südosten mit 0 bis 5 Grad eher frisch. Im Rest des Landes liegen die Höchstwerte meist zwischen 4 und 9 Grad, vom Niederrhein über das Emsland bis zur Nordsee auch knapp im zweistelligen Bereich. In der Nacht zum Samstag überquert der Kurzwellentrog die Nordsee und Norddeutschland rasch ostnordostwärts und schlägt morgens bereits über Südschweden bzw. der westlichen Ostsee auf. Dahinter schiebt sich ein Höhenkeil von Frankreich her nach Südwestdeutschland. Die Kaltfront des über der Norwegischen See langsam nordnordostwärts ziehenden Tiefs kommt nach wie vor nicht allzu schnell südostwärts voran, erneut kann an ihr eine flache Welle nordostwärts ablaufen. Präfrontal erfassen die Niederschläge aber spätestens im Laufe der zweiten Nachthälfte bzw. morgens die Lausitz und den Osten bzw. Süden Bayerns. Vor allem von Oberschwaben bis zur Oberpfalz und südöstlich davon gibt es vorher nochmals leichten, in den Alpentälern auch mäßigen Frost. Somit steht für einige Regionen dort, nach Lesart der aktuellen Modelle am ehesten in Teilen Oberfrankens, der Oberpfalz und Oberbayerns, vielleicht auch noch im schwäbischen Alpenvorland erneut eine Glatteislage ins Haus. Diese fällt wohl meist markant aus, Unwetter ist aber regional durchaus in Betracht zu ziehen, immer wieder deuten sich in einigen Prognosetemps die klassischen "warmen Nasen" an. Die Schneefallgrenze dürfte etwa zwischen 600 und 1000 m aschwanken, eventuell liegt sie im Stau des Oberpfälzer und Bayerischen Waldes noch etwas darunter. Darüber fallen aber maximal 1 bis 5 cm Neuschnee, vielleicht in einigen Staulagen etwas mehr. Postfrontal klingen die Regenfälle rasch ab, zumal sich auch im Bodenfeld ein flacher Keil nach Südwestdeutschland schiebt. Die Wolken lockern auf und in der feuchten Luft breiten sich dann vor allem im Südwesten, Westen und in der Mitte Nebelfelder aus. Im Nordwesten und Norden verschärft sich dagegen mit Durchschwenken eines an den Höhentrog gekoppelten Bodentrog der Gradient und sorgt für bessere Durchmischung. Im Nordseeumfeld kann es erneut steife bis stürmische Böen aus Südwest geben, in den Gipfellagen der zentralen und nördlichen Mittelgebirge sind ebenfalls stürmische Böen möglich. Zudem kann es im Nordseeumfeld und in Schleswig-Holstein vor allem in der ersten Nachthälfte auch kurze Schauer geben. Während es im Südosten ja noch einmal frostig wird, bleibt es sonst überwiegend frostfrei mit Minima zwischen 7 und 2 Grad, im Nordseeumfeld auch darüber. ---------------------------------------------------------------- Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC Samstag ... wurde in der Frühübersicht alles Relevante (viel passiert ja nach Beendigung der Glatteislage im Südosten nicht mehr) besprochen. Auch die aktuellen Läufe haben so gut wie keine warnrelevanten Wetterereignisse (außer Nebel und Frost, am ehesten noch im Südosten) auf der Agenda. Kurz zusammengefasst: Sonnige Abschnitte am ehesten im Tagesverlauf an den Alpen, aber auch vom Westen über die mittleren Landesteile bis in die Osthälfte (vor allem am Nordrand der Mittelgebirge). Im Südosten nach Abzug des (Glatteis)regens oft trüb und Höchstwerte nur wenig über 0 Grad, sonst mild mit 6 bis 12 Grad. Nachts im Westen etwas Regen möglich. Modellvergleich und -einschätzung ---------------------------------------------------------------- Für die kommende Nacht sind die Modellsignale, die auf eine kleinräumig markante Glatteislage hindeuten, eher weniger geworden. Im Gegensatz zur Nacht zum Samstag, wo sogar bzgl. der vom Glatteis betroffenen Regionen einigermaßen Einigkeit in der Modellwelt besteht. Ansonsten steht der grobe Kurs bis einschließlich Samstag. Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Jens Winninghoff