SXEU31 DWAV 130800 S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Donnerstag, den 13.11.2025 um 08 UTC GWL und markante Wettererscheinungen: Übergang zu HN z An der See und im exponierten Bergland in Böen stürmisch. Große Temperaturunterschiede über Deutschland, in Süddeutschland nahe 20°C. Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC -------------------------------------------------------------- Donnerstag... offenbart sich ein schönes Viererdruckfeld in den Druck- und Geopotentialkarten für Europa. Ein Höhenrücken reicht vom Mittelmeer Richtung Osteuropa und stützt eine Hochdruckzone über dem zentralen Mittelmeer bis Südrussland, während vor der Iberischen Halbinseln ein hochreichendes Tief seine Kreise zieht. Zusammen schaufeln sie für die Jahreszeit sehr warme Luft subtropischen Ursprungs nach Norden bis Mitteleuropa und Deutschland. Dem stehen im Norden ein Hochdruckgebiet bei Island und Grönland gegenüber und ein Trog nebst kräftigem Bodentief über Finnland. Diese wiederum lenken kalte Polarluft vom Nordmeer südwärts, deren Vordergrenze eine Kaltfront markiert, die Dänemark erreicht. Die stark frontogenetisch angelegte Strömung führt zur Bildung einer Luftmassengrenze, die uns an den nächsten Tagen noch beschäftigen wird. Für den heutigen Tag liegen wir noch am Rand des Hochkeils unter einer antizyklonalen südwestlichen Strömung. Dabei führt Warmluftadvektion zu viel hoher und mittelhoher Bewölkung, die durch "eingestreuten" Saharastaub vor allem über der Mitte und dem Süden noch dichter erscheint. Die morgendlichen Nebelfelder vor allem im Süden lichten sich oder lösen sich auf, weil die Absinkinversion weit nach unten gedrückt wurde und fast am Boden aufliegt. Dann steht vielerorts ein freundlicher, wenn auch im wahrsten Sinne des Wortes nicht ganz ungetrübter Tag an. Niederschlag gibt es nicht. Die Temperaturen steigen meist auf 15 bis 20°C. Am Oberrhein vielleicht knapp über 20°°C, wenn es der Staub zulässt, wo sich der Nebel länger hält, werden die 15°C vielleicht auch nicht geschafft. Im Norden/Nordwesten sieht es nicht ganz so freundlich aus, hier macht sich die Frontogenese bemerkbar. Die sich u.a. wegen der Querzirkulation verstärkenden Hebung führt im Tagesverlauf zu immer dichteren Wolken, aus denen nachmittags im Nordwesten etwas Regen fallen kann. Ein bisschen Gradient ist bei der Hochdruckrandlage auch im Spiel. An den Küsten und im Bergland reicht es bei stabiler Schichtung für steife bis stürmische Böen (7-8 Bft), exponiert im Bergland sind Sturmböen dabei und auch der Böhmische Wind kann sich mit einzelnen steifen Böen bemerkbar machen. Abends lässt der Wind nach. In der Nacht zum Freitag verschärfen sich über Norddeutschland die Temperaturgegensätze und die entstehende Luftmassengrenze mit einer Bodentiefdruckrinne wird etwa in einem Bereich vom Münsterland bis Vorpommern stationär. In der nördlich davon einfließenden Kaltluft geht die 850 hPa Temperatur auf 0°C zurück, über Süddeutschland werden, leichtföhnig gestützt, bis 16°C erreicht. Das konvergente Windfeld (Sprung von Nordost auf S-SW an der Front) und die Querzirkulation führen nördlich der Bodenfront zu aufkommendem teils länger anhaltenden Regen. (ca. Niedersachsen bis Vorpommern). Im Nordwesten sind gebietsweise um 10 l/qm in 12 Stunden möglich. Einige hochaufgelöste Modelle und das GFS liefern vereinzelt mehr, warnrelevant wird es wahrscheinlich nicht. Sonst ziehen lediglich dünnere Wolken durch, im Süden ist es teils auch leicht bewölkt, dafür bildet sich in Tälern und an Flüssen wieder teils dichter Nebel. Vor allem südlich der Donau tritt gebietsweise leichter Frost auf, sonst ist es frostfrei bei 8 bis 2 Grad, unter den dichten Wolken im Westen und Norden sind es eher um 10°C. Der Wind frischt im Bergland wieder etwas auf, auf Gipfeln mit 7 bis 9 Bft. Die anfänglich letzten stärkeren Böen an der Ostsee ziehen ab. Freitag... bleibt unser Viererdruckfeld erhalten, auch wenn sich die Protagonisten ein bisschen ostwärts verlagern. Die großen Temperatur- und Wetterunterschiede über Deutschland bleiben. Im Norden sinkt die 850er Temperatur bis -2°C, im Süden sind es weiter um 15°C. Die Grenzwetterlage festigt sich vorübergehend und über Norddeutschland formiert sich derweil deutlicher die zonale Tiefdruckrinne, an deren nördlichen Rand die Luftmassengrenze mit Hebung, Aufgleiten, etc. liegt. Der Regenstreifen pendelt tagsüber etwas nach Norden, sodass auch größere Teile von Schleswig-Holstein Regen abbekommen, dafür rutscht NDS von Süden her etwas aus dem Regen raus. Von Ostfriesland bis Vorpommern sind bei mäßigem Regen 10 bis 15 l/qm in 12 h möglich bei kühleren Temperaturen um 10°C und schwachem bis mäßigem Nordostwind. Windwarnungen sind auch an der See nicht nötig. Erst zum Abend verschärft sich der Gradient über Ostfriesland soweit, dass erste Böen 7 aus Ost auftreten können. In den anderen Regionen ändert sich noch nicht viel. Der Wind weht aus SW und führt sehr milde Luft heran. Zunächst am Rand des etwas zurückweichenden Rückens gelegen, zieht aus der WLA resultierende, mal mehr, mal weniger dichte Bewölkung durch, nachdem sich etwaige Nebelfelder gelichtet haben. Vor allem im Süden kann es länger sonnig sein. Erst im Tagesverlauf nähert sich über Frankreich ein kurzwelliger Troganteil aus dem großen Langwellentrog vor SW Europa. Im Südwesten werden die Wolken dichter und abends sind erste Regentropfen möglich, sonst bleibt es trocken. Bei stabiler Sichtung ist der SW Wind im Bergland lebhafter mit Böen 7 bis 9 Bft. Die Temperatur erreicht in den warmen Luft meist 15 bis 20°C, im Südwesten und im Alpenvorland vielleicht knapp drüber, falls Cirrus und Saharastaub mitspielen. In der Nacht zum Samstag weitet sich ausgehend vom Hoch bei Island ein Keil nach Nordpolen aus. Die Luftmassengrenze kippt dadurch etwas, weil sie über Vorpommern etwas nach Süden geschoben wird. Letztlich regnet es aber im Norden weiter, wobei der Niederschlag wieder leicht südwärts pendelt. Dazu kommen durch den KW Trog von Frankreich her bei leicht instabiler Schichtung schauerartige Regenfälle auf, die sich von Südwesten und Westen zur Mitte ausbreiten. Die Regenmengen im Norden reißen bei regional um 10 l/qm in 12g keine Bäume aus. Zugegebenermaßen wird es aber akkumuliert über einen längeren Zeitraum von 24 bis 48h interessant mit möglichem Dauerregen. Nach Südosten hin überwiegt schwacher Hochdruckeinfluss mit lokalem Nebel, ob es noch vereinzelt zu Frost reicht, ist unsicher. Der Wind ganz im Norden, vor allem Bereich der Küsten interessanter, wo der Gradient zunimmt und der Ostwind weiter auffrischt. Vor allem auflandig und auf Inseln sind steife bis stürmische Böen möglich. Sonst sind es einige exponierte Berglagen, die stärkere Böen abbekommen können, freilich dann aus S bis SW. Im Norden macht sich die einströmende Kaltluft mit niedrigeren Temperaturen um 5°C bemerkbar, in der milden Luft sind es bei dichten Wolken eher 10°C. Samstag... liegt ein Sattelpunkt der Strömung im Bereich der Nordsee, zwischen dem Höhenhoch bei Island und einem Keil über Südosteuropa sowie dem hochreichenden Tief nordwestlich der Iberischen Halbinsel und dem großen nordosteuropäischen Trog. Die Hochdruckzone über der Nord- und Ostsee wird nach Süden hin von tiefem Druck über Mitteleuropa flankiert, in die auch die Luftmassengrenze (grob: von Südniedersachsen bis Sachsen) eingelagert ist. Nordöstlich davon fließt noch etwas kältere Luft ein, die in 850 h bis -4°C bringt, in der milden Luft sind es noch 5 bis 10°C; die extrem milde Luft wird nach Südosten weggedrängt. Da sich über der Bodenfront etwas höheres Geopotential etabliert und die WLA nachlässt, schwächen sich die Hebungsvorgänge an ihr ab und der Regen lässt über dem Norden nach, hört aber nicht ganz auf. Die Wolkendecke bleibt meist aber geschlossen. Lediglich zu den Küsten hin und in S-H sind Aufheiterungen im Bereich der Hochdruckzone und bei trockener Luft möglich. Ansonsten überwiegt wechselnde bis starke Bewölkung, es gibt aber auch Wolkenlücken und regionale teils schauerartige Regenfälle, die durch etwas PVA ausgelöst werden. In der nach wie vor leicht labilen Luft sind im Südwesten bei geringen MU Cape Werten einzelne (elevated) Gewitter nicht ausgeschlossen. Im Südosten ist davon nicht viel zu sehen. Hier sind die Chancen auf Sonne mit am größten und die Niederschlagsneigung bleibt gering. Die Temperaturspanne ist weiter groß, auch wenn die Werte der Vortage nicht mehr erreicht werden. Im Südwesten sind 16°C möglich, im Regen über dem Nordosten um 6°C. An der See ist der Gradient relativ hoch, schwächt sich im Tagesverlauf aber ab, sodass vor allem über der Nordsee steife bis stürmische Böen zu erwarten sind. Exponiert an der westlichen Ostsee 7er Böen. Im Tagesverlauf lässt der Wind nach. In der Nacht zum Sonntag kommt die Luftmassengrenze sogar leicht nach Norden voran, viel Regen fällt daran aber nicht. Auch sonst ist meist wolkig mit etwas Regen oder Schauern. Im äußersten Norden halten sich Auflockerungen, was in der kälteren Luftmasse die Option von Temperaturen nahe 0°C mit sich bringt. Sonst ist es frostfrei mit lokalem Nebel, falls es doch mal stärker auflockert. Modellvergleich und -einschätzung -------------------------------------------------------------- Die Entwicklung ist im synoptischen Scale klar und wird von allen Modellen mitgetragen. Feinheiten bleiben unsicher. Da die Luftmassengrenze etwas hin und her pendelt und die Regenfälle nicht die großen Intensitäten erreichen, ist Dauerregen auch über längere Zeiträume (24/48h) unwahrscheinlich. Ansonsten halten sich Warnereignisse trotz der eigentlich spannenden Entwicklung sehr in Grenzen. Für winterliche Elemente ist es auch im Übergangsbereich zu kälteren Luft viel zu mild. Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Bernd Zeuschner